Das Ende der 80/20-Regel

„80% müssen einfach reichen“ – welcher Compliance Officer hat Vilfredo Paretos 80/20-Prinzip von seinem CEO oder Geschäftsführer noch nicht gehört? Jetzt bekommt dieser alte Zielkonflikt neuen Zündstoff.

Fast unbemerkt zwischen Corona-Virus und Thüringens landespolitischem Dammbruch hat sich ein Vertreter der Bundesregierung zur IPEX-Bank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geäußert. Diese hatte der angolanischen Präsidentenfamilie ein Darlehen gewährt – nachdem die Bank alle gesetzlich geforderten Compliance- und Reputationsrisiko-Analysen erstellt und bewertet hatte.

Dies reicht aus Sicht der Regierung aber nicht aus. Man müsse „… dort wo notwendig, auch über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen“, lässt sich der zuständige Vertreter der Bundesregierung von SZ, NDR und WDR zitieren.

21, 22, 23 … da muss ich als Compliance-Expertin erstmal kurz innehalten. Die Arbeit von Compliance Officern wird durch diese Auffassung der Regierung nicht einfacher. An strengere Regeln trauen sich die Verantwortlichen offensichtlich (noch) nicht heran. Aber wie viel mehr Compliance-Prüfung ist denn in Zukunft genug? Fest steht nun jedenfalls, dass die grundsätzliche Anwendung des 80/20-Prinzips damit passé ist – arrividerci, lieber Vilfredo!

Compliance-Diskussionen mit Arbeitgeber oder Kunde zu diesem Thema werden künftig auf jeden Fall kniffliger – für CEOs! Bei risikoreichen Engagements muss jetzt das Prinzip „120“ gelten, wenn das Unternehmen nachträglichen Ärger vermeiden will.

Die KfW Ipex-Bank hat jedenfalls schon erklärt, anhand dieses Falls ihr Compliance-System wie auch bisher kontinuierlich weiter zu entwickeln und prüft weitere Maßnahmen. Und was planen Sie? Schreiben Sie mir einfach!