Nadine Jacobi
Der "Compliance Officer"Teil 1

Zwischen Superwoman und Dalai Lama

Sie wollen Compliance Officer werden oder haben diesen Job gerade bei einem Unternehmen übernommen? Glückwunsch! Dann haben auch Sie das Zeug dazu, Masochist, Albtraum-Verhinderer, Besserwisser, Ausputzer, Missionar oder ähnliches zu sein.

Die Liste der Synonyme für Compliance- und neuerdings auch Ethics-Officer scheint ja endlos lang. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die Anforderungen an uns Compliance-Spezialisten lesen sich wie eine Mischung aus Superwoman, Rechtsanwalt und dem Dalai Lama: kommunikativ sollen wir sein, integer, analytisch, lösungsorientiert, durchsetzungsstark, emphatisch, gesetzestreu, vorausschauend, unverwundbar, pragmatisch, geduldig, aber bloß nicht konfliktscheu. Puh.

Sie haben hier die ein oder andere Lücke bei Ihrer ehrlichen Selbsteinschätzung entdeckt? Macht nichts. Nach über 20 Jahren als Chief Compliance Officer in namhaften Unternehmen und auf der Beratungsseite bei großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften will ich Ihnen für Ihren Start in die „CO“-Welt ein paar Tipps aus der Praxis mitgeben.

Seit Dezember 2019 berate ich mit meinem eigenen Unternehmen „Compliance Customized“ vor allem mittelständische Firmen sowie Compliance-Abteilungen, die Compliance-Management-Systeme entwickeln implementieren und optimieren wollen und sich mit dem Thema Wirtschaftskriminalität, wie z.B. Korruption, Betrug, Kartellrecht und allen weiteren ethischen Fragen der Geschäftswelt beschäftigen (müssen). Also dann: Viel Spaß beim Lesen! Ich freue mich schon auf Anregungen, Kritik, Wünsche – natürlich auch über Likes und Shares!

 Die Regeln der Macht

Regeln sind notwendig. Das lernen wir schon in der Kindheit. Später sind es dann Gesetze, die uns vor schwerwiegenderen Verstößen bewahren – wenn wir sie denn befolgen. Im Geschäftsleben herrschte – stark vereinfacht – lange das Gesetz des (Finanz-)Stärkeren, mal abgesehen von internen Regeln einiger Zünfte und Kaufmannsgilden. Erst als Anleger, Investoren und Kunden Anfang des vorigen Jahrhunderts viel Geld an betrügerische Unternehmen verloren, kam der Vorläufer unserer heutigen Compliance ins Spiel der Wirtschaft. Im Laufe der Jahre wurden die Regularien dann weiter verfeinert, bis es in den Vereinigten Staaten mit der Einführung von Verhaltens-Kodizes, Wertesystemen, Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben so richtig losging.

Viele Unternehmen sind größer als Volkswirtschaften

Warum Compliance heute so wichtig ist? Dazu genügt ein Blick auf einen Vergleich der 100 größten Wirtschaftseinheiten der Welt. 2016 ermittelte die britische Organisation Global Justice Now, dass es nur 31 Staaten in dieses Ranking schafften – aber 69 Unternehmen. Bereits auf Platz 10 befand sich WalMart, Volkswagen war stärker als die Volkswirtschaften von Indien oder Russland, Daimler immerhin noch finanzkräftiger als beispielweise Dänemark. Diese wirtschaftliche Macht in der Hand von Investoren wollen Regierungen und Regulatoren mit Compliance-Vorgaben zumindest zügeln.

Schwarze Listen

Verschärfte gesetzliche Regelungen,  die persönliche Haftung von Topmanagern und Strafzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe, verbunden mit großen Schlagzeilen und der Ächtung von Geschäftspartnern, haben dazu beigetragen, dass in Unternehmen oft sogar ein eigenes Vorstandsressort für Compliance eingerichtet wird. Apropos Ächtung: „Ertappte“ Unternehmen laufen nicht nur Gefahr, aktuelle Aufträge zu verlieren. Immer häufiger sind auch entsprechende Einträge in „schwarzen Listen“, so zum Beispiel im Hamburger Korruptionsregister, die Folge. Dadurch sind Unternehmen, die auffällig geworden sind, automatisch bei öffentlichen Ausschreibungen nicht mehr zugelassen. Auch dies ist ein Grund, warum Compliance Officer oft direkt an den CEO oder Geschäftsführer berichten, auch wenn sie nicht auf derselben Ebene der Hierarchie angesiedelt sind.

„Bakschisch“ nicht mehr absetzbar

Dies liegt auch daran, dass heutzutage Bestechungsgelder für Kunden im Ausland nicht mehr steuerlich geltend gemacht werden können. Vor dem 1. Februar 2002 akzeptierte das deutsche Finanzamt Bakschisch, Fakelaki oder sonstige finanzielle „Schmiermittel“ als „notwendige Betriebsausgaben“ – auch das hat sich durch Compliance und den Druck der OECD glücklicherweise geändert.

Nächste Woche geht es weiter: Warum die Wahl des Arbeitgebers insbesondere für Compliance-Experten nicht zufällig erfolgen sollte. Bleiben Sie bis dahin gesund und compliant!

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